Fitz Roy, Kondore und Glücksgefühle: Wandern in El Chaltén
Monique
11/11/2025


Mit dem Bus geht es weiter nach El Chaltén. In das kleine Dorf, das 1985 als Wanderort gegründet wurde und seither langsam, aber stetig wächst. Trotz zunehmender Beliebtheit und sichtbarem Wachstum bleibt der Ort überschaubar, mit einer einzigen Hauptstraße, entlang der sich Cafés, kleine Läden und Unterkünfte reihen. Mit dem Charme eines über Jahrhunderte gewachsenen Bergdorfs in den Alpen kann es allerdings nicht mithalten. Die reine Ausrichtung auf den Tourismus ist überall spürbar.
Bei unserer Ankunft scheint die Sonne, und die Gipfel sind wolkenfrei zu sehen. Ein seltener Luxus, wie wir in den nächsten Tagen immer wieder hören werden.
Da, wie bereits erwähnt, die Preise in den letzten Jahren in Argentinien stark gestiegen sind, haben wir uns ein kleines Tiny House gemietet, um im Budget zu bleiben. Die Überraschung ist groß und positiv: Statt eines Doppelstockbetts erwartet uns ein bequemes Doppelbett, eine Mini-Couch und sogar ein kleiner Anbau. Die Fotos hatten uns weniger erwarten lassen. Wie schön, wenn die Realität besser ist als das Internet!
Am Nachmittag zieht es uns gleich hinaus. Wir machen einen Spaziergang zum Wasserfall Chorillo del Salto. Zunächst folgen wir der Straße, bevor wir auf den Wanderweg wechseln. Das Panorama mit den Bergen im Hintergrund ist einfach atemberaubend. Am Wasserfall selbst sind wir ganz allein und genießen die Ruhe. Die ist für uns ein perfekter Einstieg in die Wandertage.
Dass man für diesen Weg eigentlich 29€ pro Kopf Eintritt hätte zahlen müssen, empfinden wir als unverschämt. Ein gutes Stück des Wegs führt entlang oder direkt auf einer befahrenen Schotterstraße und unmittelbar vor dem Wasserfall ist ein Parkplatz für Autos und Fahrradfahrer, die entsprechend grundsätzlich nicht zahlen. Tatsächlich finden sich im Internet zahlreiche Tipps dazu wie man die offiziellen Eintrittspreise, die auch von der lokalen Bevölkerung abgelehnt werden, umgeht. Wir meiden also das Kassenhäuschen und genießen den Spaziergang kostenlos, so wie es sein sollte.



Am nächsten Tag steht das große Highlight an: die Wanderung zur Laguna de los Tres mit Blick auf den Cerro Fitz Roy, Cerro Torre und Cerro Poincenot.
Die Tour ist insgesamt 22 Kilometer lang. Die ersten acht Kilometer führen fast eben durchs Tal, vorbei am Mirador Fitz Roy, immer mit Blick auf die majestätischen Gipfel. Das Wetter meint es gut mit uns: Frühlingssonne und blauer Himmel.
Die letzten zwei Kilometer haben es dann in sich: 600 Höhenmeter steil bergauf! Wir schaffen den Aufstieg in 50 Minuten ohne Pause. Warum? Weil es verdammt viel Spaß mit der Kondition macht, die wir in der Höhe der letzten Monate aufgebaut haben.
Oben angekommen, verstehen wir, warum diese Wanderung zu den schönsten Südamerikas zählt. Vor uns liegt die vereiste Laguna de los Tres und dahinter die gezackten Gipfel. Wir steigen noch etwas weiter ab zur Laguna Sucia, die türkisblau in der Sonne glitzert. Von dort sieht man beide Lagunen gleichzeitig. Wir bleiben lange sitzen und genießen den Ausblick bevor wir uns auf den Rückweg machen. Nach neun Stunden kommen wir müde, aber glücklich und wanderbeseelt zurück.










Am nächsten Tag lassen wir es etwas ruhiger angehen. Eine kürzere Wanderung führt uns zum Mirador del Paredón. Der Anstieg von 250 Metern ist schnell geschafft, und die Aussicht auf El Chaltén und das umliegende Bergmassiv ist spektakulär. Wir setzen uns in die Sonne, lassen den Blick schweifen. Dabei werden wir Zeugen eines besonderen Moments: Mehrere Kondore ziehen majestätisch über uns ihre Kreise. Einer setzt sich sogar nur knapp 20 Meter entfernt auf einen Felsen. Wir sind begeistert, dass wir diesen besonderen Tieren so nah kommen dürfen.




Zum Abschluss unserer Tage in El Chaltén steht noch die Wanderung zur Laguna Torre auf dem Plan. Auch an diesem Tag legen wir über 20 Kilometer zurück. Am Seeufer angekommen, zieht es uns noch weiter. Etwa 40 Minuten bis zum Mirador Maestri, wo wir eine wohlverdiente Pause mit Blick auf den Gletscher einlegen. Wieder hören wir das Grollen und Knacken des Eises.
Nach der Wanderung gönnen wir uns noch ein leckeres Stück Oreo-Cheesecake und dazu trinke ich das erste (und letzte Mal) argentinischen Mate. Es schmeckt wie eine Mischung aus Grüntee und Gerstentee. Unser letzter Abend in Argentinien klingt genussvoll aus: ein saftiges Steak, hausgemachte Sorrentinos (eine Art argentinische Ravioli) und natürlich ein kühles argentinisches Bier. Das ist ein gelungener kulinarischer Abschluss für unsere Zeit in Argentinien.









