Perito-Moreno: Das Eis lebt

Monique

11/9/2025

Vom Land des Feuers (Tierra del Fuego) sind wir weitergereist ins Land der Gletscher (Tierra de los Glaciares). Unser Ziel: El Calafate, am Ufer des türkisblauen Lago Argentino. Der kleine Ort ist das Tor zum berühmten Perito-Moreno- und Spegazzini-Gletscher.

Das Wetterglück ist auf unserer Seite. Strahlender Sonnenschein lässt den See glitzern. Die schneebedeckten Gipfel der Anden rahmen den See wie gemalt. Der Lago Argentino, der größte See Argentiniens, schimmert durch die Gesteinspartikel des Gletscherwassers in intensiven Türkistönen.

El Calafate, benannt nach einer Strauchfrucht, selbst hat eine entspannte Atmosphäre. Entlang der Hauptstraße reihen sich gemütliche Cafés, kleine Läden und Restaurants. Wir schlendern, bummeln, lassen uns treiben. Shopping ist nicht drin, denn die Inflation hat auch hier ihre Spuren hinterlassen. (Zur Einordnung: Ein Steak kostete 2022 noch 2-5€. Inzwischen zahlt man ab 30-40€.) Ein Spaziergang zur Laguna Nimez lohnt sich indes Dank Flamingos, Enten, Reihern und dem Blick über die Steppe bis zum Ufer des Lago Argentino.

Wir entscheiden uns für den Besuch des Perito-Moreno-Gletschers und wir haben lange überlegt, wie wir es angehen: Mietwagen, Taxi oder Tour? Schließlich entscheiden wir uns für die einfache, aber bequeme Variante über einen Touranbieter für den Transfer und Tickets für die Bootstour. Kein teures Mittagessen, kein Gletscherspaziergang, sondern Zeit für uns, um dieses Naturwunder in Ruhe auf uns wirken zu lassen. Der Eintritt in den Nationalpark Los Glaciares kostet rund 29 Euro pro Person.

Und dann stehen wir am Ufer und staunen.
Vor uns ragt der Perito Moreno Gletscher hoch über der Wasseroberfläche auf und auch tief darunter. Das südpatagonische Eisfeld, zu dem der Perito Moreno gehört, ist nach der Antarktis und Grönland das drittgrößte der Erde.

Das Gletscherblau wirkt leuchtend. Es knackt, kracht und grollt und zeigt uns, dass der Gletscher lebt. Immer wieder brechen riesige Eisstücke ab und stürzen donnernd ins Wasser. Was für eine Kraft der Natur!

Wir genießen das seltene Glück von wunderbarem Frühlingswetter. Bei Sonnenschein spazieren wir über 3,5 Stunden entlang der Stege und Aussichtspunkte. Immer wieder halten wir inne, staunen, hören das Echo des kalbenden Eises über den See hallen. Wir sehen auch wie Eisschollen sich in Sekundenschnelle umdrehen und verstehen nun, warum die Boote einen großen Sicherheitsabstand zum Gletscher halten. Genau da, wo sich später ein riesiges Stück des Gletschers löst und aus dem Tief des Sees an die Oberfläche durchbricht, waren wir nur Stunden vorher noch mit dem Boot.

Gleichzeitig liegt über allem ein Hauch von Vergänglichkeit. Man spürt, dass diese Welt im Wandel ist, denn die Gletscher Patagoniens ziehen sich Jahr für Jahr zurück. Der Perito Moreno war einer der Wenigen, die bisher noch einigermaßen stabil blieben. Doch auch dieser zieht sich seit einigen Jahren zurück.

An diesem Tag vergessen wir die Zeit und blicken stundenlang auf den Gletscher. Der Wind weht kalt, die Sonne wärmt das Gesicht. Und am Ende des Tages haben wir sogar ein wenig Sonnenbrand abbekommen.